- Gurage
- Gurage,Sammelbezeichnung für mehrere ethnische Gruppen im südlichen Hochland von Äthiopien, die sich während des Religionskrieges im 16. Jahrhundert dorthin zurückgezogen hatten. Die etwa 1,5 Mio. Gurage betreiben intensiven Feldbau (Mehlbanane, Wurzelknollen, Getreide) mit Düngung und Fruchtwechsel und wohnen in großen Kegeldachhäusern. Sie kennen ein Rangsystem nach Verdiensten, aber kein Häuptlingstum. Die Gurage wurden im Mittelalter Christen, alte Glaubenselemente blieben jedoch erhalten. Orthodoxische Christen sind v. a. die Kistani (Soddogurage), die eine semitische Sprache sprechen (zahlreiche Kirchen charakterisieren ihr Wohngebiet südlich von Addis Abeba), und die Zay (am Sewaisee u. a. Seen) mit isolierter Kultur: Terrassenfeldbau, Fischfang mit Netzen von Booten aus, Steinhäuser, Weberei. Die meisten im Osten lebenden Gurage sind Muslime geworden und in den Oromo aufgegangen. Eigenständig blieben nur die Harari. Die Guragesprachgruppe gehört zum südlichen Zweig der äthiopischen Semitensprachen; sie gliedert sich in zahlreich, zum Teil erheblich voneinander differierende Sprachvarianten, darunter die westlichen mit Chaha und Ennemor, die nördliche mit Soddo, die zentrale mit Muher und Masqan und die östlichen mit Selti und Wolane. Der Wortschatz des Gurage wurde stark von den es umgebenden Kuschitensprachen beeinflusst.III. Soddo (1968),IV. Muher (Wiesbaden 1981),V. Chaha-Ennemor (ebd. 1983);W. Leslau: Etymological dictionary of G., 3 Bde. (ebd. 1979);W. Leslau: G. studies (Wiesbaden 1992).
Universal-Lexikon. 2012.